Aber wie verhält man sich nun, wenn man einen Hasen gesichtet hat
und dieser, wie beschrieben, auch von einem selbst Kenntnis hat ? Wichtig ist,
so wenig bedrohlich wie möglich zu wirken. Mit der Tatsache, sich der Umgebung
anzupassen, ist bereits der Grundstein dazu gelegt. Eine sehr wichtige Rolle
spielt auch unsere Größe. Ein aufrecht stehender Hase kann eine
Schulterblatthöhe von gut 30 cm haben. Auch aus grosser Entfernung ist ein
ebenso aufrecht stehender Mensch riesig. Kein Umstand kann jedoch einfacher
beseitigt werden. Man setzt sich einfach auf den Boden. Auf diese Weise wird
die eigene, vergleichsweise enorme Größe, fast halbiert. Im weiteren Verlauf
rutscht man in Intervallen immer näher an den Hasen heran. Wie kurz oder lang
diese Intervalle sind, hängt einzig und allein vom Verhalten des Hasen ab. Wenn
man merkt, dass dieser plötzlich permanent aufrecht sitzt und die Löffel nach
oben stellt, ist Vorsicht geboten. Dann sollte man ihm die Zeit geben sich zu
beruhigen. Irgendwann senkt er dann seine Brust, ruht sich aus oder frißt
weiter. Geduld ist also eine wichtige Voraussetzung, um qualitativ gute Bilder
zu bekommen.
Die Entdeckung der Kleinheit
Die Körpergrösse des Fotografen steigt trotz sitzender oder
gebückter Haltung mit abnehmender Entfernung an. Also ist es früher oder später
günstig sich flach auf den Boden zu legen. Gerade in den Morgenstunden macht man
dann meist die Erfahrung wie saugfähig die bisher trockene Kleidung sein kann.
Hasen lieben das feuchte Gras, da sie so über die Nahrung auch genügend
Flüssigkeit zu sich nehmen können.
Sicher gibt es durchaus Möglichkeiten sich zusätzlich zur
Kleidung vor Feuchtigkeit am Boden zu schützen. Während man sich stationär
aufhält sind Thermounterlagen, wie sie gebraucht sehr günstig in NatoShops
erhältlich sind, eine feine Sache. Diese sind meist auch so gross das man
liegend darauf Platz findet. Nur muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein
stückweises Näherrücken an ein Motiv dadurch unnötig kompliziert wird. Auf dem
Bauch liegend hat man seine „scheinbare“ Größe nochmals erheblich reduziert. Der
höchte Punkt ist dann der eigene Kopf mit einem durch den Sucher schauenden
Auge. Bis zu diesem Zeitpunkt verzichte ich meist auf die Aufnahme von Bildern,
da ich noch zu weit entfernt bin und das Auslösegeräusch der Kamera den Hasen
unnötig irritieren könnte. Auch mit grossen Brennweiten ist schon eine gewisse
Nähe zum Motiv erforderlich. Überhaupt kann man bei der Hasenfotografie
eigentlich nie genug Brennweite haben und so stellen 300 mm die absolute
Untergrenze dar. Das bedeutet nicht, dass Bilder aus grösserer Entfernung oder
mit kleinen Objektiven gemacht grundsätzlich schlechter sind. Jeder Fotograf ist
jedoch bestrebt so viele Details seines Motives wie möglich zu zeigen. In der
Tierfotografie zählt die Qualität eines Bildes und somit ist es besser eine
(einzige) hochwertige Aufnahme zu machen als viele, die deutlich schlechter
sind.
Der entscheidende Moment
Nun hat man den Hasen also das erste Mal richtig im Sucher. Die
Spannung steigt, gleichzeitig aber auch die Angst, dass er - trotz aller Vorsicht
-
davonläuft. Spätestens jetzt zahlt sich eine sorgfältig gewählte
Kameraeinstellung aus. Problematisch bei der Fotografie mit Teleobjektiven ist immer die
Belichtungszeit, gerade wenn man früh am Morgen vor Ort und das Licht noch
schwach ist. Hat man einen Hasen vor sich, der ruht oder seinen Kopf nur bewegt,
weil er nach frischen Wildkräutern sucht, braucht man sich i.d.R. keine Sorgen
um Bewegungsunschärfen zu machen, wohl aber um Bildfehler durch die Bewegung der
eigenen Hand.
Ein Hase, der mitten auf einer Wiese sitzt, von zarten
Sonnenstrahlen beschienen, ohne Gegenlicht, ohne harte Licht-Schattengrenzen und
einem vielleicht gestattet, bis auf 5 Meter heranzutreten, wird wohl für die
meisten ein Traum bleiben.
Gegenlichtsituation meistern
Schwierig wird es, wenn der Hase im Gegenlicht sitzt.
Dann befindet sich das Motiv (dunkler Hase) vor der Lichtquelle (Sonne). Solange
der Hase sich nicht formatfüllend im Sucher befindet, überwiegt während der
Belichtungsmessung die helle Umgebung. Je nach Kameramodus wird entweder extrem
kurz belichtet oder die Blende des Objektives wird geschlossen. Das Ergebnis ist
aber in jedem Fall ein dunkles Hauptmotiv, in unserem Fall ein Hase mit
zeichnungslosem Fell. Hier hilft nur eine manuelle Überbelichtung um min. eine
Blende, welche aber mit dem Risiko einhergeht, dass das Umfeld in gleißendem
Licht untergeht. Gerade hier ist es sinnvoll, die Aufnahme im Raw-Format zu
speichern, da über geeignete Software die harten Kontraste bis zu einem gewissen
Grad geglättet werden können,
sprich,
der Objektkontrast lässt sich besser als mit dem Jpeg-Format wieder
normalisieren.
Aufhellblitzen als Alternative ?
Aufhellblitzen hat sich in solchen Situationen
nicht bewährt und ist nur in ausgesprochen interessanten Situationen zu
empfehlen. Der helle Lichtimpuls führt in fast jedem Fall dazu, dass sich der
Hase zurückzieht. Alle im Vorfeld praktizierte Tarnung ist hinüber und man hat
wahrscheinlich nur ein Foto im Kasten. In jedem Fall sollte man, falls vorhanden, die
Gegenlichtblende einsetzen. Dieser Begriff ist eigentlich irreführend. Dieses
Zubehör beseitigt nicht die o.g. Probleme, schützt aber vor seitlich
einfallendem Licht (Streulicht[blende]), welches sehr zu Lasten des Kontrastes
geht und auch Einfluss auf die Schärfe eines Bildes hat. Alternativ kann auch
die eigene Hand, eine Mütze oder eine kleine Fototasche herangezogen werden.
Eine Abschattung durch die Hand kann natürlich nur erfolgen, wenn diese nicht
für die stabile Lagerung des Objektivs benötigt wird.
Stativeinsatz und Bildstabilisatoren
Oft muß eine Belichtungszeit gewählt werden, die jenseits der Faustformel 1 /
Brennweite liegt. Dreibeinstative sind in der vorliegenden Situation mehr
hinderlich als von Nutzen. Einbeinstative können, weit eingefahren, nur in
sitzender Position genutzt werden. In Bauchlage ist es eine sehr gute Hilfe das
Objektiv auf den Unterarm oder den Handrücken aufzulegen. Dies schützt
gleichzeitig auch vor Verschmutzungen beim weiteren Annähern. Alternativ zur
Auflage des Objektivs auf den eigenen Körper kann auch sehr gut ein mit Bohnen
oder Reis gefüllter Leinensack als Unterlage für das Objektiv genutzt werden.
Man muss sich nur darüber im klaren sein, dass dann mehr Ausrüstung zu
transportieren ist, welche in der Phase des Anpirschens hinderlich sein kann.
Diese Unterlage muss auch gut gegen Feuchtigkeit geschützt sein und darf bei
Bewegung keine lauten Geräusche abgeben (Plastiktüte). Bestens bewährt haben
sich Objektive mit Bildstabilisator, der es einem ermöglicht, sofern das Motiv
innehält, mit Verschlußzeiten länger als 1/100 Sek. zu arbeiten. Entscheidend ist in
diesem Moment auch die Einstellung der Blende, welche weit geöffnet eine kürzere
Belichtung erlaubt.
Das Bouquet macht den Unterschied
Die Blende entscheidet aber auch über zwei andere wichtige
Elemente, die Tiefenschärfe und der schon während der Aufnahme erfolgenden
Freistellung des Motivs. Gerade wenn man die Kamera weit absenkt, fotografiert
man praktisch in jedem Fall den Horizont mit. Nun sitzen Hasen nicht immer in
günstigen Positionen oder einem märchenhaften Umfeld. So ist es durchaus
sinnvoll, nicht nur wegen einer günstigeren Verschlusszeit mit einer grossen
Blende zu arbeiten, sondern auch zur Gestaltung des Umfeldes. Gerade schemenhaft
angedeutete Gräser und Blüten im Hintergrund sorgen für eine traumartige
Atmosphäre, die man gezielt schaffen kann.
Problematisch kann es jedoch werden,
wenn man es schafft sehr nah an einen Hasen heranzukommen und dieser genau in
Blickrichtung zur Kamera schaut. Hier ist es sinnvoll, eine oder zwei Stufen
weiter abzublenden, da sonst das Risiko besteht, dass Teile des Kopfes oder die
Spitzen der Ohren an Schärfe einbüßen. Ein in die Unschärfe des Hintergrundes
übergehender Körperstamm kann jedoch sogar einen interessanten Effekt haben und
dem Bild zusätzliche Tiefe verleihen. Wenn man den Hasen nicht formatfüllend im
Sucher hat, ist eine selektive Anmessung ratsam. Vor allem wenn das Umfeld harte
Kontraste durch das Sonnenlicht bietet besteht das Risiko, dass feine
Zeichnungen des Fells verlorengehen.
In Serie zum Spitzenfoto ?
Letztlich ist bei einer nicht besonders rasanten EOS DSLR wie der 300D von der
Serienbildfunktion abzuraten, v.a. wenn man dem Hasen recht nah ist und er von
dem stetigen Auslösegeräusch irritiert werden könnte. I.d.R. entstehen so
lediglich viele gleichartige Bilder und man hat im schlimmsten Fall eine durch
das Speicherverfahren blockierte Kamera, wenn der Hase plötzlich eine besonders
interessante Position einnimmt. Dieses Risiko variiert zwischen verschiedenen
Kameramodellen. Eine 300D mit einem Speichervermögen von 2,5 Bilder/s hat
weniger Potential als eine 20D mit 4,7 Bilder/s (wenngleich die 20D ein
erheblich lauteres Auslösegeräusch hat). Die Werte sind natürlich auch abhängig vom eingestellten Bildformat
und der verwendeten Speicherkarte. Empfehlenswert sind z.B. bei schnelleren
Kameras wie der EOS 350D oder 20D die Sandisk Ultra II oder Extreme.
Weitere Aufnahmen finden Sie von mir auch in der
fotocommunity.
Michael Schmelter
Wissenswertes zu Feldhasen und Unterschiede zu Kaninchen finden sich
hier im Überblick.
: Hallo Michael,
ENDLICH HABE ICH DICH GEFUNDEN !!!!
ich finde sehr gut das du dich mit Fotografie beschäftigst.
Seit einigen Jahren mache ich auch Macro und Natur Aufnahmen. Ich bin NIKON Fan !! hehe
Ich würde mich gerne nach 20 Jahren wieder mit Dir Treffen.
Dein damaliger Arkadas
Kemal Güzel
schreib mir bitte
mfg
K.G (12.01.2012, 01:18 Uhr)
Bernhard: sehr schöne Fotos und Erläuterungen (30.07.2011, 03:22 Uhr)
Christiane: viel zu stark geschärft (27.11.2010, 18:45 Uhr)
Anonym: Zum Thema "Nachstellen":
http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2010/4592/pdf/238_neu_StGB.pdf "...ist „Nachstellen“ die unmittelbare Vorbereitung dieser Handlungen, z.B. Durchstreifen des Gebiets mit gebrauchsfertiger Jagdwaffe. Umfasst sind
sämtliche Verhaltensweisen, mit welchen der Täter nach seiner Vorstellung zum Fangen, Erlegen
oder Sich-Zueignen der Beute unmittelbar ansetzt."
Ich denke, eine Kamera zählt nicht zu den Jagdwaffen im Sinne dieses Gesetzes (27.10.2010, 00:09 Uhr)
jessica m.: süß das tier :) (22.09.2010, 16:48 Uhr)
romia: suber (27.08.2010, 13:10 Uhr)
Anonym: Schöne Bilder, Respekt! Aber bitte beachten, dass schon das Nachstellen von Wild eine Straftat ist laut § 292 StGB. Also immer vorher mit dem örtlichen Jagdpächter sprechen. (27.07.2010, 17:45 Uhr)
karina1995: mein name ist karina klovski,ich mache ein referat über hasen und hab selber einen,die bilder sind wirklich faszienierend. p.s.wie groß wird ein feldhase den eigentlich? (24.06.2010, 17:14 Uhr)
gjuhk: hi ich find das toll (24.06.2010, 17:02 Uhr)
Nicht jedes für Canon ausgewiesene
EF-Objektiv ist mit allen Canon DSLR kompatibel:
Canons EF-S-Objektive (das "S" steht für Short-Back) sind mit allen
Canon EOS-Kameras kompatibel allerdings mit Ausnahme der EOS 5D
(Mark I und II) und der 1D-Modelle. An letztgenannten Modellen können
diese EF-S-Objektive nicht angesetzt werden !
Sigmas Objektive für Canon EOS, die in der
Bezeichnung ein DC ausweisen lassen sich zwar an allen Canon
EOS-Kameras ansetzen, sie erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen
an der EOS 5D und 1D-Modellen !
Tamron-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung Di II sind an allen Canon EOS-Kameras verwendbar,
erzeugen jedoch idR Weitwinkel-Vignettierungen an der 5D und 1D-Modellen.
Tokina-Objektive für Canon EOS mit der
Bezeichnung DX sind ebenfalls nicht mit EOS 5D und 1D-Modellen
kompatibel (idR Weitwinkel-Vignettierungen).