Eine kleine Anmerkung zu Alkoholen für die Reinigung: Alle Alkohole sind hygroskopisch (wasseranziehend). Sie hinterlassen immer Schlieren, weil sie wegen der Alkohol-Wasser-Verbindung nicht restlos verdunsten können.

Ja Isopropanol 99,9 % aus der Apotheke ist da noch am besten.

Soo .. ihr Lieben ....

ich habe Euch ja versprochen das teuere "Druckluftspray" zu testen und zu berichten.
Heute ist es gekommen ... und hat mich erst mal einige Gehirnzellen gekostet.

Der blöde Abzug-Hebel ging einfach nicht zu bedienen ... als ob da eine Sperre eingebaut ist.
Auch auf der Verpackung kein Hinweis dazu, daß es da ein ganz unscheinbares Plastik-Plättchen gibt, welches man abreißen muß.
Hab ich erst erfahren nachdem ich beim Hersteller angerufen habe.

Die Dose hat etwas mehr Druck als manch andere No-Name-Dose. Aber es sind deshalb auch nur 300 ml drinnen. Also quasi mehr komprimiert.
Das war aber auch schon der ganze Vorteil !!

Wie nicht anders befürchtet versprüht auch diese Dose bei Schräghaltung sofort ihr Treibmittel ... mit dem bekannten Niederschlag auf meinem Test-Filter.
Das eigentliche Gas riecht zwar nicht nach Propan/Butan ... aber es hat einen anderen merkwürdigen Geruch. Hätte mich aber nicht gestört.

Mächtig sauer aufgestoßen ist mir, daß der unbedarfte Anwender hier durch eine fahrlässige sowie irreführende Beschriftung suggeriert bekommt, er könne das Spray für die Kamera (und somit auch zum Abblasen des Innenleben) anwenden !!
Kein einziger Hinweis bzgl. Einschränkungen zu finden !!

Ich schick den Krempel über Amazon umgehend zurück.
Ist mir doch egal ob eine Dose jetzt bereits von mir angebrochen wurde ... schließlich hätte ich die Zumutung sonst nicht raus gefunden.
Für 25 Euro bekomme ich einen Vorrat für 10 Jahre an No-Name-Dosen, welche bei richtiger Anwendung - ich habe berichtet - genauso gut (oder schlecht) taugen.

Was man nicht alles in der Apotheke bekommen soll .....
In den meisten Apotheken gibt es mittlerweile nicht mal mehr diesen hochprozentigen Isopropanol zu kaufen.
Im Internet bekommt man genau dieses Isopropanol 99,9 % jedoch Kanister-weise hinterher geworfen.

Ich hab mich mal vorsorglich eingedeckt.
Man weis ja nie welche dämliche Verordnung oder Beschränkung die sich da oben als nächstes einfallen lassen.
Diverse andere Alkohole bekommt man ja erfahrungsgemäß schon lange nicht mehr ... z.B. Methanol.

Dann frag ich mich, welches Zeug dann bei den Reinigung-Spateln - den s.g. "Swaps" - als Reinigung-Flüssigkeit dabei ist.
Demnach wohl kein Alkohol, denn das Zeug verdunstet sehr schnell und absolut ohne irgendwelche Rückstände.

Ach ja, die bösen Apotheker. Ich bin selber einer, ich oute mich mal hier. Klar hat sich in den letzen 20 Jahren, die ich jetzt in diesem Beruf arbeite, gesetzlich und anderweitig anforderungstechnisch überhaupt nichts verändert. Und jeder, der sich über die bösen Apotheker aufregt, die einfach kein Geld verdienen wollen, in dem sie einem einfach keine Chemikalien (!) verkaufen, kennt sich hinreichend mit gesetzlichen Vorgaben wie unter anderem der
- Apothekenbetriebsordnung
- Gefahrstoffverordnung
- Chemikalienverbotsverordnung
- Grundstoffüberwachungsgesetz
und all den anderen Reglementierungen aus, die einem Apotheker da das Leben schwer machen. Erstaunlicher Weise scheinen sich viele "Chemikalienhändler" in den Weiten den Internets all diesen Gesetzen nicht unterwerfen oder sie auch nur beachten zu müssen. Ein nachgewiesener Verstoß einer Apotheke gegen auch nur eines dieser Gesetze kann im Zwiefelsfall jedoch zur Schließung der Apotheke durch die Aufsichtsbehörden führen sowie zum Verlust der Approbation ("Berufserlaubnis") des Apothekenleiters dieser Apotheke - und damit zum Verlust jeglichen Einkommens.


Woran liegt es denn? Schauen wir uns die Lage für Methanol an:
Methanol ist ein Gefahrstoff, und führt damit automatisch zur Einstufung als Gefahrstoff. Einerseits ist Methanol leichtentzündlich, andereseits schon bei Hautkontakt giftig, aber besonders ist Methanol als Gift eingestuft. Die LD50(Maus) liegt bei 5,3g/kg. Nun gibt es bei der Agbabe von Giften an Privatpersonen noch viel mehr zu beachten als bei der Abgabe von Giften an "Betriebe". Sicherheitsbelehrungen, Sicherheitsdatenblätter, Empfangsbestätigungen, spezielle Aufdrucke für den privaten Anwender usw. Des weiteren muss die Apotheke VOR der Abgabe klären, on die Verwendung dieses Gefahrstoffes plausibel vom Endverbraucher erklärt wurde, und ob die Menge plausibel ist. Wer 1Liter Methanol für die private Sensorreinigung seiner Kamera(s) erwerben will, kann dies wohl kaum plausibel darlegen.

Aber kommen wir mal zum finanziellen Aspekt. 2010 hat mich 1Liter Methanol ca. 9€ im Einkauf gekostet (ohne MwSt. 19%). Vor der Abgabe hat die Apotheke gemäß Apothekenbetriebsordnung eine Identität der Chemikale zu erstellen und zu dokumentieren. Zeit ca. 30min - eine Akademiker-Arbeitsstunde setzen wir mal mit 120€ an, wäre also 60€. Seit 2018 darf ich Gefahrstoffe nur noch abgeben, wenn ich alle 3 bis 6 Jahre ein Zertifikat via "Weiterbildung" erwerbe, welches 1-2 Tage dauert und ca. Zusatzkosten von ca. 500-1500€ verursacht, da ist der Arbeitszeitausfall noch gar nicht mit dabei. Dazu kommt mindestens 1/4 Stunde Belehrung für den Endverbraucher, macht nochmals 30€.

Jetzt mach ich mal ne Summe. Angemessen halte ich vielleicht 50ml für das Vorhaben. Wenn ich alle Kosten umlege, die ich habe, um die Abgabe gesetzeskonform über die Bühne zu bekommen:
Einkaufspreis derzeit weiß ich nicht, aber sagen wir mal 11€ den Lieter.
Eingangsuntersuchung 1/2 Stunde: 60€
Zwangsberatung und Dokumentation bei der Abgabe 15min: 30€
Weiterbildung zur Erlaubnis der Abgabe: 500€
1 Tag Verdienstausfall durch die Weiterbildung ->11 Arbeitsstunden -> 1.320€
Zwischensumme: 1.921€
MwStr. 19%: 365€
Endsumme für 50ml Methanol: 2.286€
(Die Flasche gibs geschenkt. Eine Braunglasflasche 50ml mit Deckel kostet eigentlich auch noch mal so. 1€)

Wieviel bist Du bereit, für die 50ml Methanol auszugeben?

Und nun werft den Apothekern bitte vor, die Belieferung einfach abzulehnen als das jedem in >1H Arbeitszeit (120€ +MwSt.) auseinanderzuzsetzen.


Und niemand fragt sich, warum. Seit 2017 darf eine Apotheke keine Isopropanol-Gemische für Desinfektionszwecke mehr selber herstellen, da keine Apotheke ein mehrere tausend € teures Zertifikat für die Herstellung von "Bioziden" erwerben kann (rein wirtschaftlich). Daher ist es billiger, Isopropylalkohol70% als Biozid fertig zu kaufen.

Betrachten wir aber dies auch noch dem oberen Ansatz. Isopropylalkohol 99,5% Arzneibuchqualität - Einkaufspreis ohne MwSt. ca. 6€. Dazu 30min Chemikalieneingangsuntersuchung 60€. Dazu 15min Betratung und Dokumentation der Abgabe als Chemikale: 30€. Dazu 19% MwSt. Macht Summe: 1Liter Isopropylalkohol DAB 99,5% = 114,24€. Können wir gerne ins Geschäft kommen, einfach Anfrage an mich der Persönlicher Nachricht. Achso, versenden ist schlecht, denn Gefahrstoffe darf man (als Gewerbetreibender) nicht ohne weiteres mit der Post versenden, es resultiert ein "Gefahrstofftransport".


Lassen wir die Kirche im Dorf, es sind vielleicht 99,5%. Alkohole bilden azeotrope Gemische. Das restliche Wasser kann man über Molekularsiebe oder Einpressen von metallischem Natrium (umsetzung zu Natronlauge) entfernen, anders nicht.

Und betreffend des hinterhergeworfen-bekommens wie ich oben bereits schrieb: Erstaunlicher Weise scheinen sich viele "Chemikalienhändler" in den Weiten den Internets all diesen Gesetzen nicht unterwerfen oder sie auch nur beachten zu müssen. Belehrungspflichten, Unterweisungen, Dokumentationen, Gefahrstoffrecht, Gefahrstofftransporte - all dies muss man im Internet angeblich nicht beachten und berücksichtigen. Vor Ort allerdings irgendwie schon. Komisch...


Sehr löblich. Ich als Geschäftsinhaber kann das nicht, da alle Produkte (auch Chemikalien) mit Arzneibuchqualität ein Verfallsdatum haben, und die darf ich dann auch noch teuer als Gefahrstoff entsorgen, wenn ich sie nicht rechtzeitig verkaufen kann.


Und die meisten dieser Vorschriftsänderungen bekommen Endverbraucher nicht mal mit.

Nix für ungut, aber einfach mal Fragen, bevor man zetert?


P.S: Isopropylalkohol 70% hat für viele Stoffe ein höheres Lösungsvermögen als Isopropylalkohol 99,5%. Außertdem trocknet bei Raumumgebung Isopropylalkohol 70% Aufgrund der azeotropen Eigenschaften rückstandlos ab. Wenn dann Rückstände zu sehen sind, ist das etwas anderes als Wasser. Das sagt zumindest die Chemie.

[Edit: Preisberechnung Methanol korrigiert... ich hatte mich verrechnet. Verzeihung ...sowie diverste Rechtschreibfehler]

Sehr interessant zu lesen Micha. Ist auch alles gut nachvollziehbar.

Allerdings hab ich in meiner Apotheke des Vertrauens 100 ml Isopropylalkohol zu einem vernünftigen Preis zu Reinigungszwecken bekommen.
Vielleicht weil die mich kennen und mich nicht mehr belehren müssen?

Was ja auch klug und nachhaltig wäre, wenn man den medizinisch abgelaufenen Isopropylalkohol zu technischen Zwecken abgeben dürfte. Vielleicht speziell gekennzeichnet.

LG Ingo

Was die Vorschriften sagen, und was man zum Schluss umsetzt, ist immer zweierlei. Wenn man dem Endverbraucher - vielleicht sogar privat - kennt und vertrauen kann, wird man sicher nicht so agieren wie bei einem "Fremden", bei dem man nie weiß, ob es ein "Testkäufer" vom Amt ist, der einem danach übles will.


Isopropylalkohol ist kein Gift, kein CRM (krebserregend), nicht terratogen und steht auch nicht in der Chemikalienverbotsverordung. Also kann man es da schon "etwas lockerer" angehen. Die 70%igen Fertigprodukte haben sogar alle Belehrungen "drinnen", da braucht man sich gar keinen Kopf mehr zu machen. Wenn Deine Apotheke da auch ein 99,5%-iges Fertigprodukt gefunden hat (ich kenne keines), erspart sie sich viel Aufwand.


...ist dem Gesetzgeber total egal und damit ist es irrelevant. Bürokratie ist alles, was zählt.


Hier (bei Apotheke-Adhoc.de) mal ein Fall aus Österreich, wo ein Apotheker nicht nachweisen(!) konnte, ausreichend(!) davor gewarnt zuhaben, dass festes Paraffin auf dem Herd erhitzt halt .... nunja, brühend heiß werden kann. Nun zahlt er lebenslange Rente. Ich wüßte nicht, dass ich beim Kerzenkaufen bei kleinen Deko-Läden oder riesigen Möbelhäusern mal vor heißem Wachs gewarnt wurde. So einen Unsinn kann man NUR Apothekern ans Bein binden. Unten drunter stehen die Kommentare fassungsloser Kollegen.

Kann durchaus Methanol sein. Ein Gefahrstoff, zu einem "Endprodukt" verarbeitet, hat von Gesetzesseite her durchaus jegliches Gefahrenpotential verlohren.

Wenn ich das Vorratsgefäß mit einem hoch wirksames Glucocorticoid wie Betamethasondipropionat mit CRM-Status (krebserregend) öffne, brauche ich gemäß Berufsgenossenschaft fast einen Kanzkörper-ABC-Schutzanzug dafür. Wenn ich dann das Zeugs zu einer Creme verarbeitet habe, ist es zwar immernoch verschreibungspflichtig, aber bei weitem nicht mehr so furchtbar, als dass man das nicht mit bloßer Haut anfassen könnte. Zumal die meisten Cremes ja gerade zur Anwendung auf der Haut gedacht sind. Und wer mir jetzt mit Dosis-Wirkungs-Beziehung kommt, jaja, ich bin vom Fach und weiß, was ich da treibe. Das macht den bürokratischen Schwachsinn diverser Komissionen, Versicherungen und Umweltschutz-Beauftragten usw. usw. aber weder besser noch ungeschehen. Fakt ist, die fertige Creme brauche ich zumindest nicht als krebserregend, fruchtschädigend und sonstig gefährlich zu kennzeichnen. Sonst würde sie auch kein Patient mehr anwenden.

Hi Micha,

vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung.
Ich nehme an, daß Du das nur deshalb so äußert breit getreten hast - was nicht nötig gewesen wäre - weil hier bei Dir auch ein gehöriges Frust-Potential dahinter steckt.
Ich kann aber nun zumindest nachvollziehen, weshalb man Methanol nicht in der Apotheke bekommt ... und warum man seit 2017 kein Iso 99,5 % mehr in der Apotheke bekommt.

Keine Ahnung welche Verordnung die Händler in der Bucht hier mißachten oder auch nicht ... ist mir aber - sei mir nicht böse - als Verbraucher auch egal.
Ich habe mir 10 Liter gekauft ... und anstandslos geliefert bekommen. Das ist für mich als Kunde das einzige was zählt.
Auf der Flasche steht übrigens 99,9% ... aber es kann schon sein, daß hier mal wieder auf dem Etikett gemogelt wird.

Ich hoffe Du bist jetzt nicht auf solche Kunden wie mich böse, welche sich das "Zeug" eben einfach im Internet besorgen.
Bedanke Dich einfach bei denen welche solche hirnrissigen Gesetze machen.
Bis zu dieser "Verordnung" in 2017 hab ich mir das Iso nämlich ganz brav in der Apotheke gekauft ....

Da kannst du ja einen Sensorreinigungsservice aufmachen.

Das Iso-Propanol brauch ich nicht erstrangig für Sensoren ... da hab ich jetzt erst durch diesen Beitrag gelernt.

Ich bin öfter mal unterwegs um hübschen Frauen Fake-Tattoos zu machen ... da geht zur Reinigung und Entfernung nix anderes so gut wie Iso 99%

Merkwürdig das Gesetze immer hirnrissig sind wenn sie einen selbst betreffen.

Wir gleiten langsam aber sicher in Richtung OT ab ....
Wollt ich zur Gegensteuerung mal so einfach bemerkt haben.
Vielleicht hat ja noch jemand was wissenswertes zum Thema "Druckluft-Spray zur Kamera-Reinigung" zu sagen ....

Von meiner Seite als TO ist eigentlich alles soweit geklärt ... bin ja selbst drauf gekommen wie man es testen kann.

Ich habe noch eine sehr alte Flasche Protectan-Spray (Tetanol) - damit habe ich die Kamera problemlos ausgepustet!