Moin allerseits,
hier ein kleiner Bericht, wie wir loszogen, um die ISS zu erlegen. Zwar keine Canon-Kameras, aber dennoch...:
Unser Plan war es, die Internationale Space Station mit unserem langbrennweitigen Cassegrain mit f= 5200 mm und ToUCam einzufangen.
Transit sollte lt.
www.heavens-above.com um 02:35 MESZ bei einer Helligkeit von -0,8mag sein.
Ob es klappte oder nicht, das erfahrt ihr ganz unten...
Man könnte ja so langsam ein Naturgesetz postulieren, welches besagt, dass das Wetter proportional zur Mondphase ist. Zur Zeit sind immer um die Vollmondphase herum die klarsten Nächte. Das minimiert natürlich die Anzahl der lohnenswert zu beobachtenden Himmelsobjekte.
Nachdem ich noch vor Sonnenuntergang die kleine Baaderkuppel zum Auskühlen öffnete, dauerte es Stunden, bis das Seeing einigermaßen annehmbar war. Aber im Endeffekt konnte man bei der Sichtung der Objekte sowieso nicht unterscheiden zwischen unruhiger Luft in der Atmosphäre und Kuppelseeing, da die beobachteten Objekte Mond, Jupiter, Saturn und Mars ohnehin sehr tief standen. Die eben genannten Objekte beobachtete ich etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang.
HDR Aufnahme des Sonnenunterganges hinter der Sternwarte.
Beobachtungsinstrument war das 12-Zoll Cassegrain mit f/17, also f= 5200 mm.
Ein paar Blicke auf Albireo, dem Doppelstern im Schwan. Hier bei 87fach der schönste Anblick des wohl schönsten Doppelsternes am Himmel. Das blaue bzw. orange Funkeln könnte ich mir stundenlang anschauen.
Da zum Zeitpunkt der Beobachtung Albireos das Okular der Webcam weichen musste, machten wir einige Probeaufnahmen von Albireo. Nichts besonderes, aber dass dieser Thread nicht ganz bilderlos zu Ende geht:
Nein, das ist *KEINE* Begegnung Jupiters mit Neptun...
Doppelstern Albireo im Schwan
ToUCam am 12 Zoll Cassegrain, f= 5200 mm.
Mittelbild aus 215 Aufnahmen, t= 1/50 sec, Gain auf etwa 50 %.
Dann wurde es so langsam ernst. Die Stunde der ISS näherte sich. Die Vorbereitungen wurden getroffen:
+ die ToUCam hing am an Albireo fokussierten Cassegrain *check*
+ ein kleiner 2-Zoll-Sucher wurde mit Fadenkreuzokular ausgestattet und perfekt auf Albireo ausgerichtet, so dass beide Teleskope auf den selben Himmelspunkt justiert sind. *check*
+ Der Maximalspeed der FS-2 Steuerung wurde von den defaultmäßig eingestellten 150fach auf 250fach hochgesetzt (dies entspricht in etwa der Geschwindigkeit der ISS von 1,1 °/sec). *check*
+ Die Helligkeitseinstellungen der ToUCam wurden grob an Jupiter voreingestellt, da dieser in etwa die gleiche Größe hat und nur unwesentlich heller war. *check*
+ Die Teleskope wurden auf die von
www.heavens-above.com ausgegebenen Koordinaten eingestellt, an welchen die ISS aus dem Erdschatten auftauchen soll. *check*
Alles beachtet? Alles richtig? *schwitz* War schon etwas aufregend.
Zufällig war der Punkt, an dem die ISS erscheinen soll genau neben dem Coathanger's Cluster, dem bekannten Kleiderbügelhaufen. So konnte ich beim Countdown noch etwas beobachten
Die ISS sollte also quasi "abgeholt" oder abgepasst werden.
Pünktlich auf die Sekunde erschien sie dann auch. Der Sucher zeigte bei etwa 30fach ein sehr helles klar als flächiges Etwas aufgelöstes Objekt.
Dann ging es los, die Verfolgungsjagd begann. FS-2 vs. ISS. Mit über einem Grad pro Sekunde zielte ich der ISS hinterher, versuchend, sie ins Zentrum des FOVs zu bekommen.
Dieses stellte sich aber als sehr schwierige Angelegenheit heraus. Die Nachführgeschwindigkeit hätte keine Bogenminute geringer sein dürfen.
Peter stellte noch die Belichtungsparameter der ToUCam genau ein und dann capturete er. Danach musste auch noch darauf geachtet werden, dass die Kuppel immer in die richtige Position zeigte. Zum Glück verfügt die Baaderkuppel über Fernsteuerung. Diesen Part übernahm Peter.
Im Endeffekt dauerte die Verfolgungsjagd knappe zwei Minuten, bis die ISS hinter der großen Sternwartekuppel verschwand. In dieser Zeit machte die Cam etwa 500 Bilder.
Nachdem sie verschwunden war, waren wir gespannt, ob wir sie denn erwischt hatten.
Wir hatten sie erwischt. ABER...: die Belichtungszeit war mit 1/50 sec zu lang, so dass sie nicht scharf abgebildet war. Zudem war sie auch nur auf 2 der 500 Bilder zu sehen.
Aber wir hatten sie. Und das in einer beachtlichen Größe. Zwar fehlt es der Aufnahme an Detail, aber für den ersten Versuch überhaupt sind wir recht zufrieden:
Einzelbild der ISS bei f= 5200 mm.
Der FOV bei 5200 mm mit der ToUCam beträgt ja gerade mal 2,5 Bogenminuten. Dennoch werden wir beim nächsten Mal wieder diese Methode anwenden. Dann aber nicht mit der FS-2, sondern mit der GM4000. Diese werden wir mit den Bahndaten der ISS füttern, so dass die Steuerung den Hauptpart übernehmen wird. Die GM4000 hat auch mit einer Nachführgeschwindigkeit von 1000fach kein Problem. Spätestens da wird die ISS verloren haben
:p
Grüße
Jens