Hallo Foto- und Sternfreunde!
Da hier oft die gleichen, oder ähnliche Fragen kommen, habe ich mich entschlossen diesen Text zu schreiben.
Wenn ihr in diesem Forum seid, dann habt ihr sicher schon alles was man zum Einstieg in die Astrofotografie braucht, oder seid kurz davor es zu haben: Eine Kamera!
Grundsätzlich gibt es 5 verschieden Arten zu Astrofotos zu kommen, auf die ich alle eingehen werde:
1. Feststehende Kamera
2. Nachgeführte Kamera
3. Fokale Projektion
4. Afokale Projektion
5. Webcamfotografie
Als Einstieg empfehle ich
immer das zu nutzen was man schon hat. Um zu sehen ob das etwas für einen ist, und um die Arbeitsabläufe kennen zu lernen... Mehr als 60% der Zeit wird die Bildbearbeitung beanspruchen, das schon mal vorweg
Die Grundvorraussetzung für Astrofotos, egal wie diese gemacht werden ist
dunkler Himmel ohne den nützt die beste Ausrüstung nix.
Vom Balkon aus, am besten noch mitten in der Großstadt, nunja, Bilder kann man schon machen, aber ob man seine Freude dran hat.
Diese Karte hier:
http://avex.org.free.fr/cartes-pl/allemagne/zoom.html gibt es seit mehreren Jahren im Netz, und sie zeigt wo die Lichtverschmutzung am größten ist. Sucht euch am besten eine blaue Zone und baut dort auf
Generell ist die Haupt-Fotorichtung nach Süden, also solltet ihr euch einen Platz suchen, wo ihr nach Süden einen richtig schönen dunklen Himmel habt. Wenn ihr also in Berlin wohnt, dann südlich von Berlin eine ländliche Ecke suchen usw. (in Baruth in der Mark werden oft Teleskoptreffen abgehalten, weil es da passt).
Wenn ihr einen passenden Ort gefunden habt (die Milchstraße sollte deutlich als helles Band am Himmel zu sehen sein) dann könnt ihr anfangen zu fotografieren, jetzt erkläre ich euch fix die Arten:
1. stehende Kamera
Hierbei steht die Kamera fest auf einem Stativ, oder einer anderen passenden Unterlage, und wird mittels Fernauslöser ausgelöst, Selbstauslöser geht natürlich auch, aber wenn es dann an Fotoserien zum Stacken geht wird das schon schwieriger (dazu kommen wir gleich noch, was das ist).
Bei dieser Version der Fotografie habt ihr wieder 2 Möglichkeiten, was ihr fotografieren könnt.
1. Die recht beliebten Strichspuren, also eine Langzeitbelichtung auf der man die Erdrotation erkennt, anhand von sogenannten Startrails. Da unser Planet sich dreht, dreht sich auch der Himmel, wenn die Kamera nun aber fest steht, werden die Sterne zu Strichen, ganz einfach
Auch hier habt ihr wieder zwei Möglichkeiten, ihr macht ein langes Bild, und lebt mit dem Rauschen (welches ihr nur bedingt wieder rausrechnen könnt) welches durch die lange Belichtungszeit entsteht, oder ihr macht mehrere Aufnahmen mit kurzen abständen also vielleicht 20 x 30 Sekunden, mit keiner längeren Pause dazwischen. und fügt diese dann zusammen. Dafür braucht ihr nur die Kamera auf 30 Sekunden Belichtung stellen, und den Fernauslöser arretieren. Dann könnt ihr euch hinsetzen und warten
Diese Bilder fügt ihr dann mit
Startrails zu einem Bild zusammen, und fertig
Schön ist dann immer ein Bild auf dem Polaris mit drauf ist, um den sich die Sterne drehen, und am unteren Rand etwas Landschaft zu sehen ist.
Die Endbearbeitung erfolgt dann wie bei fast allen Astrobildern, dazu kommen wir später.
2. gestackte Bilder. Hierzu macht ihr wieder mehrere Bilder mit der maximalen Belichtungszeit, die noch keine Strichspuren liefert, und diese werden dann gestackt. Ihr findet mit Testbildern heraus welche Belichtungszeit das bei welcher Brennweite ist. Grob gesagt: je höher die Brennweite, desto kürzer kann man belichten. Bei 200 mm sind das knapp 2 Sekunden etwa, bei 50 mm knapp 10, und bei 18 mm kann man schon 30 Sekunden drauf halten. Aber das sind nur grobe Richtwerte, da es je nach Himmelsausschnitt wieder verschieden ist. Näher am Himmelsnordpol (Polaris, der Polarstern) kann man länger belichten, da sich dort die Drehung nicht ganz so bemerkbar macht. Wohingegen am Himmelsäquator sich alles viel schneller bewegt. Also um Testbilder kommt ihr nicht herum
Dann macht ihr wieder mehrere Aufnahmen (ab 20 ist es sinnvoll, ab 50 wird es schön

) und diese werden dann gestacked (to stack = engl. für stapeln), dafür gibt es mehrere Programme, und viele Anleitungen im Netz.
Eine ist von mir
http://www.hatschie.de/EBV/astro.html
Mit dieser Methode könnt ihr wundervolle Übersichtsaufnahmen von der Milchstraße machen, oder ganze Sternbilder schön in Szene setzen.
Ein kleiner Tipp von mir, macht mal 50 Bilder komplett im Fokus, 10 Darkframes (siehe zu dem Begriff meine Anleitung) und dann noch 10 Bilder die ganz leicht aus dem Fokus fallen, also einen kleinen Tick unscharf sind.
Auf den 10 Fotos werden die helleren Sterne größer als die dunkleren. Diese Stackt ihr dann einzeln nochmal mit den Darkframes (wieder siehe Link) und fügt dann beide Stack-Ergebnisse in Photoshop zu einem zusammen. Dann bekommt ihr Bilder auf denen Sternbilder nicht im Sternenmeer untergehen, in dem alle Sterne gleich aussehen. Sondern ihr bekommt Bilder in denen die helleren Sterne, aus denen ja die meisten Sternbilder bestehen schön zur Geltung kommen.
Mit dieser Technik bekommt
Eckhard Slawik zum Beispiel Bilder hin die einfach atemberaubend sind, schaut mal hier auf Amazon nach, und klickt bei dem Buch auf "Search inside":
Atlas der Sternbilder
Kommen wir zum nächsten Punkt:
2. nachgeführte Kamera
Hier wird die Kamera der Erdrotation angepasst, und so kann man lange belichten, ohne Startrails zu bekommen.
Im Allgemeinen wird die auf einen sogenannten Parallaktischen Montierung gemacht. Diese Art der Montierung unterscheidet sich von Azimutalen Montierungen. Azimutale Montierungen sind Montierungen mit 2 Achsen, hoch/runter und links/rechts. Beispiele Hierfür sind die typischen Einsteigerteleskope mit einer Gabelmontierung, Tschiboteleskope zum Beispiel, oder die billigen von Toys'R'us... (
Beispielbilder
Parallaktische Montierungen haben eine Achse mehr, die sog. Stundenachse diese dreht sich genau mit dem Sternenhimmel mit (wenn die Montierung ordnungsgemäß aufgestellt und ausgerichtet wurde) und mit dieser Achse wird dann nachgeführt.
Das kann von Hand geschehen, oder mit Motorunterstützung.
Wichtig ist die Nachführkontrolle. Das Einfachste ist folgende Variante:
Auf der Montierung sitzt ein Teleskop, das sogenannte Leitrohr. An diesem Teleskop, oder an einer anderen Stelle an der Montierung sitzt die Kamera. Beide kucken in die selbe Richtung. Die Kamera ist exakt auf das zu Fotografierende Objekt gerichtet, und das Leitrohr auf einen Stern n diesem Objekt, oder ganz nah bei ihm. Jetzt wird ausgelöst, und mit dem Leitrohr wird kontrolliert ob die Nachführung stimmt.
Diese Methode nennt man PiggyBack (so wird es auch genannt, wenn man sein Kind auf dem Rücken huckepack trägt, und es ist ja auch nix anderes

)
Zur Kontrolle der Nachführung gibt es mehrere Möglichkeiten, entweder ist im Leitrohr ein Fadenkreuzokular drin, durch das der Fotograf kontrolliert, und ausgleicht. oder es wird technisch gelöst. Hierzu wird im extremsten Fall eine weitere Kamera, meistens eine Webcam mit gutem CCD-Chip (lichtempfindlicher als CMOS-Sensoren) benutzt, die dann einem Computer das Bild übermittelt. Dieser wertet aus ob sich der Stern im Leitrohr bewegt, und schickt dann Korrektursignale an die Montierungssteuerung, welche dann den Stern wieder an den Punkt bringt wo er sein soll.
Auch bei dieser Methode habt ihr die Wahl zwischen Langzeitbelichtung und Einzelbildern zum Stacken. (siehe oben)
Jetzt zur nächsten:
3. Fokale Projektion
Das macht eure Kamera schon die ganze Zeit, das Objektiv liefert ein Bild welches im Fokalen Brennpunkt auf den Filmchip gebannt wird. In der Astrofotografie bedeutet es nur, dass das normale Objektiv gegen ein Teleskop ausgetauscht wird. Da kommt dann kein Okular rein, sondern in den Brennpunkt wo eigentlich das Okular sitzt, kommt die Filmebene (oder Chip) der Kamera. Das macht das Teleskop zum Teleobjektiv.
Das hat eigentlich nur den Vorteil das man andere Blenden und Brennweiten nutzen kann als mit normalen Objektiven. Stellt euch mal den Preis eines originalen Canonobjektives mit Anfangsblende 4 und einer Brennweite von 1200 mm vor... der Preis wäre dann auch astronomisch. Im Teleskopbereich geht es da gesitteter zu. Ein Astrograph welches schon ein High-Endgerät darstellt mit Blende 2,8 und angenehmer Brennweite um die 600 mm kostet unter 5000€ (
Astrographen aus Österreich )
Das das für viele nichts mehr mit Hobby zu tun hat, also der Preis, ist mir klar, aber man kann auch für 400 € schon eine tolle Fotokanone kaufen, den Skywatcher ED 80 zum Beispiel ( ein kleiner Bericht zu diesem Gerät von mir:
Link) oder ähnliche Produkte...
Bei dieser Möglichkeit der Fotografie habt ihr die selben Optionen wie bei der nachgeführten Kamera. Es ist ja auch nix anderes, nur das das Objektiv sich unterscheidet.
Es gibt noch spezielle Astrokameras, die hier die Spiegelreflexkamera ersetzen, diese sind nix weiter als eine SLR ohne Bajonett

also ein Okularersatz mit Filmebene, die meistens aus einem extrem Lichtempfindlichen CCD-Chip besteht. und weit mehr kostet als eine SLR
kommen wir also zum nächsten Punkt:
4. afokale Projektion
Das ist fast das selbe wie Punkt 3. Nur dass hier zwischen Kamera und Teleskop noch Linsen sind, einmal ein Okular, und einmal ein weiteres Objektiv. Stellt euch das so vor, als würdet ihr durch ein Teleskop blicken. Euer Auge ist dann euer Objektiv, und die Netzhaut ist die Filmebene. Es ist einfach eine hinters Okular gehaltene Kamera.
Diese Art der Fotografie wird von denen bevorzugt die keine SLR haben, die benutzen eine spezielle Halterung für die normalen Digiknipsen, und da man da das Objektiv nicht abbauen kann, muss man etwas benutzen was das Teleskopbild wieder verwertbar macht, in dem Fall ein Okular.
Auch Leute mit SLR benutzen diese scheinbar umständlichere Art der Fotografie, und benutzen eine Lange kette aus Optik. Teleskop-Okular-Objektiv-Kamera. Da mit dieser Methode am einfachsten die Brennweite erhöht wird. So kommen mit einem handelsüblichen noch transportablen Teleskop Brennweiten von mehreren Metern zustande. Nachteil ist hier der enorme Lichtverlust durch sich auch vergrößernde Blendenzahl, und die Unmenge an Glas und optischen Gerätschaften, was Bildqualität und Lichtausbeute beeinflusst.
Auch bei dieser Möglichkeit habt ihr die selben Optionen wie bei den Vorhegegangenen, ist ja auch nix weiter als ein Extrem-Teleobjektiv, und dazu eine passende Montierung und ein Leitrohr.
Aber umso länger die Brennweite, umso genauer muss auch die Nachführung sein, logisch irgendwie

aber umso genauer die Nachführung sein muss, umso hochwertiger muss die Montierung sein, was auch den Preis in die Höhe treibt. Mehrere 1000 € sind nicht schwer auszugeben dabei.
Jetzt zum letzen Punkt, aber ein sehr interessanter:
5. Webcamfotografie
Wie ihr schon wisst (wenn ihr dem Link zur Stack-Anleitung gefolgt seid), so bekommt man durch Stacken das Rauschen weg, und addiert auch Details der Bilder, die im Gesamtbild dann einen nicht unerheblichen AHA-Effekt bringen.
Was wäre wenn man anstatt 50 Bildern in der selben Zeit 2000 machen könnte?
Richtig, ne menge Bilder zum Stacken

was gute Ergebnisse bringen müsste, tut es auch
Bei dieser Technik wird die SLR durch eine Webcam oder CCD-Kamera ersetzt die einen Film aufnimmt, Filme bestehen aus ner Menge Bildern pro Sekunde (bei Webcamaufnahmen auch mal mehr als die üblichen 24 pro Sekunde von Hollywoodfilmen

)
Diese werden dann von einem Stackprogramm zusammengefügt, und ergeben herrlich scharfe und detailreiche Bilder.
Hierzu eignen sich besonders die Webcams der Pro-Reihe von Philips, die sogenannten ToU-Cams (Aber achtet auf das "Pro" im Namen) diese haben einen CCD-Chip anstelle des üblichen CMOS-Wandlers. Das treibt den Preis geringfügig in die Höhe, aber mit 50 € ist man bei eBay schon dabei.
Perfekte Anwendungen für diese Technik sind Mond, Sonne und Planeten, da diese für die Webcams noch hell genug sind. Bei dieser Technik entspricht die Webcam einem Okular von etwa 5mm was zu folgender Rechnung führt:
Teleskopbrennweite / Okularbrennweite = Vergrößerung
Also bei einem 900 mm Teleskop ist die Vergrößerung etwa 180fach. Mit einer Fokalprojektion an einer DSLR wird der Mond bei 900 mm noch sehr viel Himmel um den Mond haben, bei der Webcam passt er nicht mehr auf den Chip
Man kann aber aus diesen Ausschnitten Mosaike zusammensetzen welche dann einen DSLR-Schnappschuss verblassen lassen, und das mit normaler Webcamauflösung, also 640 zu 480 Px.
Auch bei der Webcamfotografie kann man Okularprojektion machen was auch zu enormen Brennweiten führt, aber dan nur noch im einzelfall sinnvoll ist, da auch die Lichtmenge extrem nachlässt.
Zum Schluss noch der Einsteiger-Tipp...
Probiert erstmal die feststehende Kamera aus, und wenn ihr dann richtig loslegen wollt, probiert Pigyback. Hierzu eignet sich perfekt das Lidl-Teleskop, da es als einziges Teleskop von Discountern etwas Qualität liefert, die Montierung ist nicht zu klein, wie bei dem Rest der Billigteleskope, und es liegen Okulare bei, die aus Glas sind, und nicht aus Plastik
Für ca. 70 € habt ihr da den perfekten Einstieg für Piggyback oder Webcamaufnahmen.
Alles was danach kommt wird teurer, aber lohnender
Hier noch ein paar Beispielbilder, was für kleines Geld möglich ist:
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Stehende Kamera bei 60 mm |
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