vom Stubenknipser zum Wildtierfotografen:
Feldhasenfotografie mit Canon DSLR
ein Report von Michael Schmelter

Noch vor zwei Jahren lief ich durch die Wohnstube und knipste unbedarft mein zahmes Kaninchen mit der Kompaktkamera. Selbstredend mit Programmautomatik und internem Blitzlicht. So untrainiert mein Blick noch war, so zufrieden war ich seinerzeit auch mit den Bildergebnissen. Erst nach und nach erkannte ich, dass nicht nur zwischen Spiegelreflex-Fotografie und Kompaktkamera-Geknipse Welten liegen, sondern auch zwischen zahmen Kaninchen und wilden Feldhasen.

Um einen scheuen Feldhasen grossformatig zu portraitieren benötige ich die passende Spiegelreflexkamera (Canon-DSLR) mit grosser und lichtstarker Brennweite, viel Geduld und Hintergrundwissen, denn Feldhasen laufen schneller weg als mein zahmes Kaninchen Daheim. Zwischen erstem Sichten des scheuen Wildtieres bis zum gelungenen Foto gibt es also eine Menge zu beachten.


Scheues Wesen und Fluchtdistanz

Im Gegensatz zu mehr oder weniger statischen Motiven der Natur, wie Landschaften, Pflanzen und Blüten, steht man bei wild lebenden Tieren vor dem Problem, dass diese in der Lage sind, wann immer sie wollen, ihre Position gegenüber dem Fotografen zu verändern. Wir Menschen weisen gegenüber vielen Lebewesen der heimischen Lebenräume eine beachtliche Grösse auf. So ist es nicht verwunderlich, dass diese unverzüglich die Flucht ergreifen, wenn wir eine gewisse Fluchtdistanz unterschritten haben. Diese kann jedoch auch innerhalb einer Tierart deutlich variieren. Gerade bei Hasen und Kaninchen spielt es eine grosse Rolle, wo sich deren primäres Umfeld befindet. Tiere, die oft in irgendeiner Weise mit Menschen in Kontakt kommen, sei  es in öffentlichen Parks, auf ausgedehnten Wiesen großer Kliniken oder einfach innerhalb von Ballungsräumen, sind meist weniger schreckhaft als Tiere, die man bei einem Spaziergang durch ein recht abgelegenes Waldstück antrifft.

Es ist nicht leicht und erfordert viel Geduld ein so scheues Tier möglichst formatfüllend zu fotografieren. Die Sinne des Hasen, also sehen, hören und riechen, sind den unseren weit überlegen. Zudem sind diese Tiere praktisch nie unaufmerksam. Auch wenn wir uns ihm scheinbar nähern (dürfen), er bemerkt uns immer ! Alles was er macht ist unsere Anwesenheit (zunächst) zu tolerieren. Von diesem Zeitpunkt an hat er uns jedoch im Auge, er weiss das etwas „ungewöhliches“ vorgeht. Wir sollten also versuchen so lange es geht unentdeckt zu bleiben, sollten es jedoch damit auch nicht auf die Spitze treiben. Vielleicht ist es besser zu sagen, man sollte unentdeckt bleiben, solange es „sinnvoll“ ist.

Wenn man sich an einen Hasen heranschleicht und plötzlich vor ihm auftaucht,  hat dies nur eine schreckhafte Flucht zur Folge. Selbst wenn unter diesen Umständen Bilder zustandekommen, zeigen diese ein vielleicht zu Tode verängstigtes Tier, welches um sein Leben rennt. Das ist nicht das Ziel ! Es gibt einen bestimmten Punkt an dem man sich zu erkennen geben sollte. Diesen kann man jedoch leider nicht in irgendeiner Zahl bemessen. Auch hier kommen wieder unterschiedliche Faktoren ins Spiel. Ist der Hase an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt ? Wie weit ist er von einem nächsten möglichen Versteck entfernt ? Hat er Jungtiere in seiner Nähe ? Man könnte dies noch fortführen. Letztlich ist es auch von Tier zu Tier unterschiedlich wie diese auf „Eindringlinge“ in das eigene Revier reagieren.

Sich vor dem ersten Foto ersteinmal blicken lassen

Lokal ist es zu beobachten, dass sich Hasen immer wieder an gleichen Orten einfinden. Evtl. ist es dort für ihn sehr übersichtlich oder es finden sich besonders schmackhafte Kräuter. Zu überlegen wäre, genau an diesen Orten geeignete Nahrung zu hinterlegen. So könnte man sich frühzeitig in Position bringen (evtl. in Verbindung mit einem Tarnzelt oder Tarnnetz) und lange vor Eintreffen des Hasen vor Ort sein. Ob es Sinn macht das Tarnzelt auf freier Wiese oder Feld aufzustellen anstatt zwischen Büschen oder Sträuchern bleibt die Frage da es als offensichtlicher „Fremdkörper“ angesehen werden könnte. Die notwendige Zeit vorausgesetzt ist es aber in jedem Fall ein Versuch wert, sich vor dem ersten, eigentlichen Annäherungsversuch mehrmals bei „ansättigen“ Hasen blicken zu lassen. Hierbei sollte man es dann aber auch beim Beobachten aus großzügiger Entfernung belassen. Überhaupt ist es immer sinnvoll Motive aus dem Tierreich frühzeitig im Verhalten zu studieren.

Der Hase tarnt sich, indem er versucht, sich der Umgebung anzupassen. Die Natur hat ihm dazu ein erdfarbenes Fell mitgegeben. Flach liegend in seiner Sasse, mit angelegten Ohren, ist er so für potentielle Räuber kaum zu erkennen. Bis zum letzt möglichen Moment verharrt er so bewegungslos am Boden bevor er dann ohne zu zögern das Weite sucht. Es ist schwierig den Moment zu bestimmen von dem an man sich dem Hasen zu erkennen gibt. Auf jeden Fall ist schon im Vorfeld möglichst unauffällige Kleidung zu tragen. Es muss jedoch nicht gleich die Flecktarnung des Militärs sein. Die Kleidung sollte möglichst an das Umfeld angepasst sein in dem wir uns bewegen und sie sollte bequem sein, da man zum Teil recht lange in ungünstigen Positionen verharren muss. Es gibt viele Berichte über das fehlende Farbsehen verschiedener Tiere, die jedoch zum Teil enorm different sind.

Vorsorge gegen Insektenstiche

Ebenso wie das Tragen geeigneter Kleidung zur Tarnung und aus Gründen der Bequemlichkeit, ist in der warmen Zeit des Jahres ein ausreichender Schutz vor Insektenstichen zu gewährleisten. V.a. Mücken und Bremsen  können sich zu regelrechten Plagegeistern entwickeln und sorgen nach Kontakt bei vielen Menschen auch noch im Nachhinein über Tage hinweg für Beschwerden. Verglichen mit den Stichen von Mücken sind die der Bremsen deutlich spürbar und bluten nach, da Bremsen einen gerinnungshemmenden Speichel injizieren.

Gerade wenn man im dichten, vielleicht hohen Gras ansitzt oder sich flach auf dem Bauch liegend auf Wiesen und Weiden aufhält, sollte man so viel Körperoberfläche wie möglich mit Kleidung bedecken. Dabei sollte auch hier die Kleidung nicht zu eng anliegen,  da die genannten Tiere durchaus Kleidung durchstechen können. Alle Körperteile, die nicht durch Kleidung bedeckt sind,  sollten großzügig zur Abwehr stechender Insekten mit handelsüblichen Mitteln eingerieben werden. Diese Prozedur ist ggf. alle paar Stunden zu wiederholen, v.a. wenn man in der Mittagszeit viel schwitzt. Wesentlich gefährlicher als Mücken und Bremsen ist jedoch der Kontakt mit Zecken. Zwei problematische Krankheitsbilder werden durch diese übertragen, die bakterielle Borreliose (Lyme-Borreliose) und die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Mittlerweile existieren auch Einreibemittel. die zusätzlich der Zeckenabwehr dienen (sehr gut hat sich das Mittel Zanzarin bewährt). Es existieren Berichte darüber, dass eine gleichzeitige Nutzung von Sonnenschutz- und Insektenschutzmittel zu Ungunsten des Insektenschutzes kollidieren. Dies kann ich bestätigen und sollte bedacht werden.

Auch wenn man in den frühen Morgenstunden kaum in Kontakt mit Stechtieren kommt, sollte man entsprechende Mittel immer bei sich tragen.

 

Das Kamerasetup vorbereiten

Hasen sind meist dämmerungs- und nachtaktiv. Das bedeutet nicht, dass sie nicht auch am Tag anzutreffen sind. Um sie im Verhalten zu studieren ist jedoch der frühe Morgen die beste Zeit, denn dann sind sie unterwegs, um ungestört nach Nahrung zu suchen. Schon bevor man sich auf den Weg macht mögliche Motive zu suchen (oder während dessen) kann man sich durchaus Gedanken über vorbereitende Kameraeinstellungen machen bzw. in wie weit man, situationsbedingt, davon abweichen muss. Ob man nun alle Einstellungen manuell vornimmt oder sich für einen Halbautomatikmodus (Av oder Tv) entscheidet ist sicher eine Sache von Erfahrung und Gewohnheit.

Oft hat man nicht sehr viel Zeit und ein Kamerawert ist schneller geändert als mehrere, evtl. noch über eine Kombination mehrerer Tasten. Bewährt hat sich in jedem Fall der Av-Modus, da so ein schneller Eingriff in das wichtige Element der Tiefenschärfe möglich ist. Wie bei jeder Art der Fotografie benötigen wir ein gewisses Maß an Licht, um überhaupt etwas darstellen zu können. Eine sinnvolle Festlegung der ISO Zahl hat nicht nur Einfluß auf die Bildqualität, sondern legt auch fest in welchen Bereichen von Blende und Verschlußzeit wir uns bewegen können. Zumindest bei der Canon 300D hat sich ein Wert von ISO 400 bestens bewährt, sofern man nicht mit zu kleinen Ausschnitten arbeitet.

Eine einfache Methode sich schnell über die von der Kamera berechnete Belichtungszeit zu informieren ist, auf irgendeinen Punkt in der Landschaft zu fokussieren und diesen automatisch ermittelten Wert dann im Sucher abzulesen. Die ISO Zahl kann dann ggf. korrigiert werden. All diese Parameter, v.a. aber die Verschlusszeit, hängen natürlich stark von dem verwendeten Objektiv ab. Sowohl eine hohe Anfangsblende (Offenblende), ein evtl. vorhandener Bildstabilisator, aber auch Möglichkeiten das Objektiv sicher zu lagern haben Einfluss darauf.

Jpeg oder RAW ?

Was das Bildformat betrifft ist das Entscheidende sicher die weitere Verwendung der Aufnahmen. Fotografen, die wenig Zeit haben oder keine Korrekturen mehr an den Bildern vornehmen möchten, ist anzuraten diese von der Kameraelektronik aufbereiten zu lassen und dann in einem Format (wie Jpg) zu speichern, welches ein direktes Drucken zu Hause oder in einem Fotolabor gestattet. Die Kamera übernimmt dann in festen Grenzen z.B. den Weissabgleich, die Farbkorrektur und das Nachschärfen. Sicher gestattet aber auch das Jpg-Format manuelle Feineinstellungen des Bildes durch einschlägige PC-Software. Ein anderes Speicherverfahren stellt das Raw-Format dar. Hierbei werden die Bildinformationen so abgelegt das es nachträglich möglich ist, Korrekturen vorzunehmen wie in keiner anderen Form (z.B. das Glätten von harten Licht-Schatten-Grenzen). Allerdings ist die Verarbeitung eines Raw-Bildes (zeit-) aufwendiger und nicht mit jeder Software möglich. Weiterhin ist zu beachten, dass die Speicherung in diesem Modus erheblich länger dauert und die Kamera evtl. für kurze Zeit blockiert ist. Entscheidungshilfen zur Wahl des besten Bildformates finden Sie auch hier.

weiter zum 2. Teil


 

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