Objektiv-Test:
"Kitobjektiv" 18-55 mm gegen Canon 50 mm/ 1,8 II

 


In einschlägigen Foren wird das Objektiv Canon 50mm/1,8 sehr gelobt. Es kommt zwar auch im leichten Plastikdesign daher; liegt dafür in einer preislich sehr attraktiven Region um etwa 110-130 Euro. Die Frage war nun, ob es sich tatsächlich im Vergleich zum flexibleren Zoomobjektiv qualitativ durchsetzen würde. Weiterhin wollte ich wissen, in welchen Blendenbereichen sich beide Objektive am vorteilhaftesten  verhalten. Insbesondere war mir bei meinen als auch bei fremden Fotos oftmals aufgefallen, dass es Distanzfotos z.B. von Landschaften häufig an der nötigen Gesamtschärfe fehlte. So ergab sich für diesen Test die Frage, innerhalb welcher Blendenwerte erreichen die Objektive ihre beste Schärfe.


zum generellen Handling

richtig liebgewonnen habe ich das Zoomobjektiv aufgrund der schnellen Perspektivwechselmöglichkeiten und seinem immensen Weitwinkelbereich, der erst auffällt, wenn das 50'er Festobjektiv zum Vergleich herangezogen wird. Beide Objektive sind gleich aufgebaut, der Umschalter von manueller auf Automatikschärfeneinstellung liegt in gleicher Schaltreihenfolge. Insoweit kam keine Umgewöhnung beim Handling zum tragen. Sollte der Aufwand aber lohnen, die Objektive zu wechseln ?

1.) Vergleich Schärfe im Nahbereich

a) Tiefenunschärfe als Gestaltungsmittel

Die offene Blende des 50'er Objektivs von 1,8 bietet im Verhältnis zu der kleinsten Blende des Kitobjektives von 5,6 (bei 50mm) ein grösseres Freistellungspotential, denn der Tiefenschärfebereich liegt deutlich niedriger:

  

b) Tiefenschärfe für ein Objekt im Vordergrund

Die kleinen Ausläufer des Kaktus sollten in voller Tiefenschärfe detailliert abgebildet werden, daher kam für beide Objektive Blendenwert f 18 zum Einsatz:

   

Wertung: die Tiefenschärfenunterschiede sind deutlich erkennbar, als Gestaltungsmöglichkeit liegt hier das 50mm-Objektiv im Vorteil. Beim Beispiel b) sind die Fotos bei der abgebildeten Grösse in der Schärfenqualität ziemlich identisch. Grund genug einmal genauer hinzusehen, ob die Schärfe auch bei voller Auflösung vergleichbar ist.

2.) Ebenenschärfe bei voller Auflösung

Ein kleiner Kaktustrieb wurde aus dem vollaufgelösten Originalfoto (3072 x 2048 pixel) unverändert herausgeschnitten und mit unterschiedlichen Blendenwerten der jeweiligen Objektive gegenübergestellt. Hier galt es zunächst festzustellen, in welchem Bereich die grösste Ebenen-Schärfe (also nicht Tiefenschärfe) erreicht wird.        

         

Wertung: Ein erstaunlicher Qualitätsabfall ist in niedrigen bzw. hohen Blendenwerten erkennbar. Das Kitobjektiv arbeitet im direkten Vergleich zum 50mm in höheren Blendenwerten besser, ab Blende 14 aufwärts nimmt die verhältnismässige Qualität zu; im offenem Blendenbereich ist es gerade umgekehrt. Die absolut grösste Schärfe erreicht allerdings eindeutig das 50mm-Objektiv.

3.)  Vergleich Schärfe eines Distanzfotos

a) Ebenenschärfe

Würde sich die grössere Ebenenschärfe des 50mm-Objektives auch in der Distanz durchsetzen ? Dafür wurde ein Hochhaus aus einer Entfernung von etwa 300 m aufgenommen und ein Vogel, der auf einem Schutznetz sitzt in voller Originalauflösung herausgegriffen.

Wertung: Das 50'er Objektiv setzt sich in allen Blendeneinstellungen durch, wobei hier der niedrige Blendenwert von 5,6 die klarsten Details wiedergibt, wie dies z.b. an der Netzstrukutur deutlich wird.

b) Tiefenschärfe bei jeweils optimaler Blendeneinstellung

Wie sich herausstellte, hat das Kitobjektiv in der Ebenenschärfe bis Blende 14 seinen besten Bereich. Dagegen weist das 50'er Objektiv im Blendenwert um 5 seinen  höchsten Schärfebereich auf. Doch wie sieht es bei der Beurteilung der Tiefe aus, reicht z.B. der Blendenwert 5 überhaupt, um genügend Tiefenschärfe zu erreichen ? Hier wurden aus dem Hochhausfoto die Bereiche analysiert, die vor dem hohen Gebäude bzw. weiter entfernt gruppiert sind.


4.) Autofokusprobleme ?

Einige User haben beklagt, dass es Probleme mit dem 50'er Objektiv Autofokusprobleme gäbe, der sich bei Reihenfotos desselben Motives plötzlich verlieren würde. Ich konnte dies verifizieren: Bei lichtschwächeren Motiven ist es ein Glückspiel, ob der Fokus wunschgemäss reagiert, selbst wenn die Kamera mit Stativ fixiert wurde und der Autofokus Erfolg hatte, verliert er sich oftmals beim nächsten Druck auf die Verschlusstaste wieder.
Aber: dieses Problem tritt nach meiner Erfahrung genauso beim Kitobjektiv auf, wobei dieses aufgrund seiner relativen Lichtschwäche weit ungüngstiger auf nicht vollausgeleuchtete Bereiche reagiert (der Autofokus findet überhaupt keinen Schärfepunkt).


5.) Fazit

Sowohl in Farbbrillianz als auch in der Schärfe ist das 50'er Objektiv dem Kitobjektiv überlegen. Dies zeigt sich vor allem dann, wenn die volle Auflösung z.B. für den Ausdruck oder hochauflösende Teilausschnitte verwendet werden sollen.
Als Merksatz empfiehlt sich beim 50'er für Distanzfotos die Blende um 5 und im Nahbereich, wo die Tiefenschärfe kritischer wird, die Blende bis 9.

In der Praxis bevorzuge ich das Zoomobjektiv, da es wesentlich flexibler beim Anvisieren der unterschiedlichen Blickwinkel ist, allerdings wird mich der Qualitätsvorteil des Festobjektives in Zukunft doch sicherlich dazu bewegen, das Zoom vom 300d-Body zu schrauben.

Vorteile des 50mm Festobjektives

  • lichtstärker, daher seltenerer Einsatz des Stativs 

  • verbesserte Farbbrillianz

  • Gestaltungsmöglichkeiten mit der Tiefenunschärfe bei kleinen Blendenwerten

  • Höhere Abbildungsschärfe

Nachteile gegenüber dem "Kitobjektiv" 18-55mm

  • weniger flexibel gegenüber einem Zoom

  • bei Nutzung kleinerer Auflösungen z.B. für Fotos im Internetbereich kaum wahrnehmbar bessere Qualität


6.) Ausblick

Als nächstes kommt der Winkelsucher C von Canon ins Haus. Ein weiterer Test wird zeigen, ob er sich durch eine gesteigerte Einsatzmöglichkeit der Kamera in der Praxis bewährt.

Zudem erwartet Sie in kürze eine Sammlung von Tipps zur 300d.


weitere Fotos von mir gibt's bei der fotocommunity bzw. hier

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